PostHeaderIcon 120 Millionen Euro: Kühne macht dem Hamburger SV ein vergiftetes Angebot

Wohl jedem Fußballverein fiele es schwer, 120 Millionen Euro abzulehnen. Dies dürfte aber erst recht für einen Zweitligisten gelten – und insbesondere für einen Klub im deutschen Unterhaus, der derart große finanzielle Probleme wie der Hamburger SV hat. Dieser musste in der Vergangenheit bereits die Namensrechte für das Stadion, das Grundstück der Arena, die Catering-Rechte und einige namhafte Spieler abgeben, um sich wirtschaftlich irgendwie über Wasser zu halten. Und trotzdem fehlt Geld an allen Ecken und Enden. Satte 25 Millionen Euro werden beispielsweise für eine Stadionsanierung fällig, ohne die Hamburg das Gastgeberrecht für die EM 2024 verlieren könnte. Die satte Offerte, die von Mäzen Klaus Michael Kühne stammt, kommt also auf keinen Fall zur falschen Zeit. Dumm nur, dass sie vergiftet ist.

Kühne plant faktisch eine Übernahme

Der Milliardär bietet an, die 25 Millionen Euro für die Stadionsanierung zu übernehmen, 20 Millionen Euro für die Tilgung von Schulden bereitzustellen, den gleichen Betrag in die Mannschaft zu investieren und die Namensrechte der Arena für weitere zehn Jahre zu erwerben. Drei bis vier Millionen Euro würden hierfür alle zwölf Monate fließen. Aus dem Volksparkstadion soll das Uwe-Seeler-Stadion werden.

Hierfür verlangt er 39,9 Prozent der Anteile am Verein. Nötig wäre eine außerordentliche Mitgliederversammlung, da der HSV bislang nur 24,9 Prozent verkaufen darf. Die Satzung müsste geändert werden. Kühne möchte außerdem zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat entsenden. Außerdem soll ein Gremium zur Überwachung des operativen Geschäfts geschaffen werden, dass der 85-Jährige kontrolliert. Dieses soll die Hoheit über Personalentscheidungen in der Klubführung erhalten. Käme es, müsste beispielsweise Finanzvorstand Thomas Wüstefeld gehen. Ihn möchte Kühne lieber heute als morgen entlassen. Vereinfacht gesagt: Der Milliardär plant faktisch die Übernahme des Vereins.

Wie realistisch ist eine Annahme des Angebots?

Sicherlich wird es von Vereinsseite Gegenangebote geben. Teilweise dürften einige Punkte unkritisch sein. Fan-Vertreter signalisierten beispielsweise ihr Einverständnis, die Arena in Uwe-Seeler-Volksparkstadion umzubenennen. Dass Kühne sich dagegenstellt, ist kaum vorstellbar. Dass der Verein die Personalhoheit über das operative Geschäft faktisch an den Milliardär abtritt, wirkt hingegen deutlich unwahrscheinlicher. Es werden spannende Tage in Hamburg.

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